Über die Zukunft von Populus nigra im Landkreis Kelheim

Bei der Pflege von Auwäldern und Vorlandflächen sind neben den typischen wasserwirtschaftlichen Interessen des Hochwasserschutzes und des Retentionspotentials einer Fläche auch zunehmend die Belange der biologischen Vielfalt zu berücksichtigen. Im unmittelbaren Bereich der Flussläufe müssen sich die Flussmeisterstellen der Wasserwirtschaftsämter nun auch dieser Verantwortung stellen. Im Landkreis Kelheim betreut die Flussmeisterstelle Neustadt an der Donau einen 35 km langen Teilabschnitt zwischen Ingolstadt und Regensburg und zeigt hier wie man am Beispiel eines Auenbewohners – der bedrohten Schwarzpappel – dem Anspruch der Biodiversität gerecht werden kann.

Düstere Zeiten für einen Pionier

Schwarzpappel Bild vergrössern Schwarzpappel

Die im Jahr 2006 zum Baum des Jahres gewählte Schwarzpappel zählt zu den imposantesten Pflanzen in der Aue. Jene seltene, hier bei uns noch vorkommende Baumart, wird bis zu 30 Meter hoch und bildet eine asymmetrische und deshalb sehr ungewöhnliche Kronenform aus. Die im Alter auftretenden krebsartigen Maserknollen und Wasserreiser im Stammbereich tragen ebenfalls zur teils bizarren Erscheinungsform bei.
Unsere Flusssysteme besitzen heute nur noch in den seltensten Fällen, die zur natürlichen Besiedelung erforderlichen Standorte wie etwa Kies- und Sandbänke, oder vom Hochwasser freigelegten Rohboden. Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig und fast immer durch den Menschen verursacht: Flussbegradigungen mit ihren negativen Auswirkungen. Und diese Folgen zeigten sich erst die letzten Jahrzehnte als sich die Gewässer eintieften, der Grundwasserspiegel absenkte und sich Weichholz- zu Hartholzauen umwandelten. Zudem konnte sich durch die Böschungsversteinung weder Geschiebe vom Vorland lösen, noch durften sich die Ufer frei umgestalten.
Grund für die Wahl zum Baum des Jahres war also einerseits der zerstörte Lebensraum, andererseits wird die heimische Schwarzpappel wie kein anderer Baum durch gezüchtete Hybridsorten be- und verdrängt. Dazu kommt, dass die holzwirtschaftlich sowieso geringen Interessen kaum Bedarf an Nachwuchs entfachen und außerdem durch die Hybridpflanzen einfacher zu erreichen sind.